Motorrad - frei wie der Wind

Kurz nach dem PKW-Führerschein habe ich auch den Schein für's Motorrad gemacht. Heimlich. Bloss nicht meiner Mutter sagen. Die entsprechende Gelegenheit ergab sich dann, als ich ihr in der Eisdiele berichtete, dass ich mich grad von meinem Freund getrennt und schon seit drei Jahren den Motorradführerschein habe. Da war die Info des Motorradfahrens nur noch halb so schlimm für sie ;-).

"Elli" - was sonst!

Ein Zufall brachte mich 2006 zu einem Motorradhändler, in dessen Katakomben eine Aprilia 650 Pegaso stand. Zwei Wochen später ist sie mein und ab diesem Moment fing ich an, mit "Elli" die Schweiz unsicher zu machen. Den Schein hatte ich schon vor gefühlten 100 Jahren mal gemacht, nun braucht es Routine & Sicherheit. Der Ehrgeiz packt mich und ich will so gut in meiner Art des Motorradfahrens werden, wie ich es für mich beim Westernreiten geschafft habe. Schon bald organisiere ich Motorradtouren, welche mit der schon bald legendären "Jura-Tour" beginnt und mit der dreimaligen Durchführung der ebenso legendären "Töff-Rallye" endet. So ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass ich im Schnitt 20.000 - 25.000 Kilometer im Jahr auf dem Motorrad zubringe - bis "Elli 1" als italienische Diva irgendwann die Räder streckt und "Elli 2" (eine genaugleiche Pegaso jüngeren Datums) aufgrund kapitalen Motorschadens ihre Flügel bricht.

"Schneekuh" - eine BMW 1100 GS

Viele Motorradkilometer, Reisen und Tagestouren habe ich zusammen mit meinem besten Freund Holger zurück gelegt. So passt es irgendwie supergut, dass er sich flugs in dem Moment ein neues Motorrad kauft, als "Elli 2" den Geist aufgibt. Quasi über Nacht zieht die dicke "Schneekuh" bei mir ein. Ein Motorrad, vor dem ich noch vor ein paar Jahren wegen ihrer schieren Grösse und Gewicht Angst hatte. Erstaunlich, was ein anderer Sattel doch aus macht. Die "Dicke" und ich sind nun nicht mehr zu bremsen und ab geht es. Unter anderem mit Holger in die Motorradferien nach Frankreich und im Jahr darauf nach Rumänien. Eine Rundreise von zwei Wochen und 10 durchreisten Ländern mit unheimlich vielen tollen und emotionalen Eindrücken! Natürlich auch "ab vom Schuss", was mich nach dem x-mal Aufheben der Maschine doch recht an meine physischen und psychischen Grenzen brachte. Doch Rumänien wäre nicht dieses wundervolle Land, wenn man nicht völlig unverhofft mitten in der Pampa auf Hilfe stossen würde. Die Übernachtung bei den Hirten auf der Hochebene werde ich nicht vergessen. Die vorhergehende Schlammschlacht auch nicht. Man, was war das für ein Geknorze...

"Donna" - la piccola draghessa

2012 will Holger seine Schneekuh zurück und bei mir zieht eine KTM 990 Adventure ein. "Donna - la piccola draghessa". Böse Zungen behaupten, die Drachin sässe im Sattel ;-). Auch mit der nun auf meine Bedürfnisse angepassten KTM habe ich wieder viele Touren und Reisen unternommen. Am eindrücklichsten ist wieder Rumänien. Jede Reise dorthin ist einfach einzigartig. Verrückt hingegen war "Zum Eis essen nach Dänemark" - 4 Tage Schweiz-Dänemark-Schweiz. Verrückt und saumässig lecker ;-). Mit ihr unterwegs zu sein, ist wie fliegen: draufsitzen und los, die Kraft spüren, ihre Wendigkeit ausnutzen und mit den Sonnenstrahlen um die Wette lachen.

(Foto: Rumänienreise)

"Donkey" - meine kleine Eselin

"Die KTM fährt mir nicht im Salz!" Also gibt es Garagenzuwachs in Form einer BMW 650 GS Dakar. Sozusagen die kleine hochbeinige Schwester der dicken Schneekuh. Für "kleine" Fährtchen, Winterfahrten oder für "mal eben schnell um's Eck". Sie ist superhandlich, wendig und easyleicht zu handeln. Es macht Spass, mit der Kleinen unterwegs zu sein.


Aktiv für die Motocrew

Von 2006 - 2016 war ich aktives Mitglied bei der www.motocrew.ch, welche sich seit 1995 an nat. und int. Sportveranstaltungen auf unterschiedliche Weise für den Anlass und die Athletensicherung einsetzt: z.B. Strecken- oder Athletensicherung, Spitzen- und Schlussbegleitung, Medienfahrer (Presse/TV), Schiedsrichter-, Sanitäter- oder Velomech-Fahrer und einige Aufgaben mehr. Ein Motocrew'ler beherrscht nicht nur seine Maschine "aus dem ff", ist ein zuverlässiger und routinierter Soziusfahrer sondern bringt vielmehr auch eine überdurchschnittliche Motivation für seine Aufgaben und ein hohes Mass an Eigenverantwortung mit. Mit Erfahrung, Können, Teamgeist und seinen persönlichen Stärken trägt jeder der Motocrew'ler zum Gelingen der jeweiligen Sportveranstaltung bei - und darauf sind wir stolz. Eine sehr spannende und durchaus aufregende Zeit mit anstrengenden und tollen Momenten, in der ich viel über Kameradschaft und Teamgeist, fahrerisches Können, Ausdauer und Selbsteinschätzung gelernt und mit den Jungs der Crew erlebt habe. Berichte Ironman hier.

Jungs, ich danke euch von Herzen für diese tolle Zeit, mitunter auch eure Geduld und Unterstützung, wenn die KTM mal wieder mitten in der Nacht überbrückt werden musste. Vor allem für euer Vertrauen in mich! Auf euch konnte ich mich in jedem Moment blind verlassen!


...alles zu seiner Zeit - und so intensiv, wie es Zeit, Lebensrhythmus, Gesundheit und Geld zulassen.

 

2016 habe ich mich gesundheitsbedingt dazu entschlossen, das so intensiv gelebte Hobby Motorradfahren aufzugeben. Ein unzuverlässiges, eingeschränkt belastbares Knie und dadurch bedingte Unsicherheiten sind für's Motorradfahren nun wahrlich keine guten Ratgeber, wo man nicht nur mental fit sein muss. Da mir Sicherheit immer sehr wichtig war und ist, ist dieser Schritt für mich die einzig logische Konsequenz.

Frei wie der Wind? - Nun ja, es bleibt jedenfalls spannend und ich lass' mich überraschen, zu welch neuem oder anderem Hobby mich mein Lebensweg führen wird...