Am Nationalfeiertag mache ich mit dem Oldie einen kleinen Ausflug. Die Häuser sind alle wunderschön geschmückt, da muss ich nur noch das passende Plätzchen finden, um schöne Aufnahmen von meinem MG machen zu können. Auf dem Schallenberg (1167 m) mache ich kurz Pause, bevor ich mich auf der anderen Seite wieder hinunterschlängel.
In Röthenbach im Emmental dann ein wunderschönes Stöckli - der ideale Hintergrund für den Oldie. Also passend hingestellt und aus allen nur erdenklichen Blickwinkeln Fotos gemacht.
Beim Starten dann - nix. Gar nix. Kein Mucks und kein Wank. Noch während ich überlege, wie es weitergehen kann, kommen die supernetten Bauersleut zurück. Hilfe naht - auch in Form des herbeigerufenen ortsansässigen Mechs. Der MG wird fachmännisch überbrückt und schnurrt wieder, als wenn nichts gewesen wäre. Überbrückungskabel und externe Batterie bekomme ich mit, für den Fall der Fälle.
Der tritt dann rund 500 m vor der heimatlichen Garage ein. Ruhig bleiben, denke ich mir, du hast alles dabei, um dir selbst helfen zu können. Also lege ich die Batterien unter der Rücksitzbank frei, nehme die Klemmen - und - stehe vor einer Entscheidung: rechte oder linke Batterie? Ich weiss nur: jede Batterie wird mit einer Klemme verbunden.
So entscheide ich mich aus dem Bauch heraus, die Rechte mit rot-an-rot und die Linke mit schwarz-an-schwarz anzuschliessen. An der externen Batterie das gleiche Farbenspiel (soweit ist mir das farblich noch logisch), schnell rein ins Auto und anlassen. Denkste! Nix tut sich. Ich drehe mich um - und bin entsetzt! Alles voller Qualm! Raus, rum ums Auto, draussen die zwei Klemmen abgenommen.
Scheisse, ist das heiss! Meine rechte Hand brennt, schnell drüber geleckt, rein in den Oldtimer und die beiden anderen Klemmen abgenommen. Verflucht und zugenäht, es ist wirklich schweineheiss! Ein Bus von Bernmobil hält, ob ich einen Feuerlöscher brauche? Nein, danke. (Oder doch? Nein, hier brennt nix, es qualmt nur.) Handschuhe? Oh ja, immer gut, wenn's auch jetzt schon zu spät ist aber hilft bestimmt noch - irgendwie. Ein Velofahrer kommt vorbei, kann er helfen? Kann er mir Wasser besorgen? Gefragt - getan. Wasser über die Hand, hilft. Ein super nettes Pärchen kommt vorbei: vielleicht sollten wir den schönen MG von der Strasse auf die Seite schieben? Ich schnall grad gar nix, bin mit der Situation und der schmerzenden Hand überfordert. Gemeinsam rollen wir das alte Schnauferle auf die Seite. Ich fühle mich nicht mehr alleine, meine Schocktränen versiegen, Verstand kehrt zurück.
Während ich mit der einen Hand Handy am Ohr mit der Versicherung / Abschleppdienst telefoniere, wird meine rechte Hand erstversorgt mit Salbe und meterweise Pflaster. Ein dickes Dankeschön an das nette Pärli (brachte später Blumen & Schoggi vorbei) und an den Mann aus dem 1. Stock, der mir kurz drauf einen Beutel mit Eiswürfeln runtergeworfen hat. Was ich nicht wusste war, dass die beiden 6-Volt-Batterien reihengeschaltet waren und ich leider einen klassischen "Kurzen" produziert habe. Die Klemmen der Überbrückungskabel sind völlig verschmörzelt und alles ist weggeschmolzen. Ob die Lichtmaschine einen Schuss zu viel abbekommen hat, wird der Mech feststellen. Damit das nicht wieder passiert, bekam der Kleine zu einem späteren Zeitpunkt zwei 12-Volt-Batterien verpasst. Da muss ich dann die Klemmen jeweils nur an einer Batterie an rot/schwarz anhängen. Frau lernt ja dazu...
Der Abschleppdienst Teil-1 kommt recht schnell, sondiert die Lage und fährt unverrichteter Dinge wieder weg. T'schuldigung, Polizeieinsatz. Schade, war ein netter Typ. Zum Glück lässt er mir noch eine Flasche Wasser da. In all der Aufregung habe ich völlig meinen eigenen Durst unterschätzt. Abschleppdienst Teil-2 kommt, diesmal mit Wagen, Seil und ohne Manieren. Bis dahin war ich soweit wieder fit, dass ich alles entsprechend umgepackt, sortiert und organisiert habe. Mein kleiner Engländer wird ziemlich rüde und grobmotorisch verladen, nicht wirklich gesichert und abtransportiert. Leider liessen sich die später festgestellten Macken beim Abschleppdienst / Autohaus nicht geltend machen. Immerhin, der Typ vom Dienst fährt mich die 500 m noch nach Hause.
Ab ins nächste Krankenhaus. Zum Glück habe ich keinen Stromschlag abbekommen und mein Herzle schlägt normal, wenn auch noch aufgeregt. Auch muss mir nicht das Fell über die Ohren - sprich, die Haut an den Fingern abgezogen werden. Noch mal Glück gehabt. Dick eingesalbt und 4 von 5 Fingern lustig eingewickelt bekomme ich die Order, täglich einen Verbandswechsel zu machen. Man entwickelt durchaus neue Talente... Und eine Tetanusimpfung habe ich mir auch eingefangen, da mit Brandverletzungen nicht zu spassen ist. Nach über zwei Wochen die positive Meldung: alles gut verheilt und der Rest kommt auch noch. Zu sehen ist nix mehr. Seit diesem Vorfall habe ich in meinem MG einen kleinen Feuerlöscher und grobe Arbeitshandschuhe.